Abbilder der Realität

FOTOS UND TEXT: Hans-Jürgen John

Der Schweizer Filmregisseur Jan Gassmann – Abbilder der Realität

Der Schweizer Filmregisseur Jan Gassmann vor dem Bistro des Kinos «RiffRaff»

Der Schweizer Filmregisseur Jan Gassmann vor dem Bistro des Kinos «RiffRaff».

Der Schweizer Filmregisseur Jan Gassmann erhielt für seine Filme etliche Auszeichnungen. Seine Filme kreiert er nicht nur aus seinem Kopf. Er muss viel erleben, um es dann filmisch umzusetzen.

Frühling ist es und warm. Der Regisseur von «Heimatland» betritt in Jeans und T-Shirt die Kinobar im RiffRaff in Zürich. Mit dem Skateboard unterm Arm bestellt er einen Espresso. Im Herbst kommt «Europe, she loves» in die Kinos. Premiere war auf der 66. Berlinale.

Ein Interview mit ihm zu bekommen, ist schwer. Nach drei Monaten hat es geklappt. Wir sind allein. Die getönte Scheibe im Rücken von Jan Gassmann spiegelt Fussgänger und ab und zu ein Fahrzeug.

«Im RiffRaff arbeitete ich früher. Hier sind alle unsere Filme gelaufen.» Er gehe gerne ins Kino. Aus Spass und Neugierde und über das berufliche Interesse hinaus. «Wann immer ich es mir leisten kann», fügt er hinzu.

Gassmann dreht sich eine. «Natural American Spirit.» Wozu er Filme drehe, frage ich und weiss längst, dass er eine soziale Ader hat. Sonst würde er in seinen Filmen nicht Autisten, Homosexuelle oder Krebskranke in den Mittelpunkt stellen.

Es sei einfach «der Wunsch, Geschichten zu erzählen». Inhalte so zu transportieren, dass Zuschauer sie aufnehmen könnten. «Wenn alles gut läuft, bin ich als Künstler mehr verloren, als wenns schlecht läuft.» Gerade der Misserfolg und Neues spornten ihn an. Seit 14 Jahren mache er längere Filme. «Ich habe den Anspruch, besser zu werden. Weiterzukommen. Mich selber herauszufordern, ist das Ziel. Projekte zu machen, die ich noch nicht versucht habe.»

«Zuschauer herausfordern und zum Denken anregen»

Filme mit Vorbildcharakter? Er lacht. Nein, das sei sicher nicht seine Aufgabe. Die Realität bilde er im Film ab. «In meinen Filmen gibt es Sexualität, Drogen und alles Mögliche, was uns das Leben so anbietet.» Gleich schränkt er ein: «Im Film geht es nicht um die perfekte Abbildung. Er bringt die Phantasie im besten Fall ins Rollen.»

Ein anderer Aspekt ist ihm wichtig: «Unserer Welt fehlt es an Helden.» Und so kommen seine Filme ohne aus. «Eher mit Antihelden.»
Früher, ja früher wollte er mit seinen Filmen etwas erreichen, auch politisch. Heute sieht er das weiter: «Film muss keine Lösung oder Handlungsanweisung sein. Meine Filme sollen den Zuschauer herausfordern und zum Denken anregen.»

Nach und nach sind die Tische um uns herum alle besetzt. Liegt es an dem bekannten Filmregisseur oder an der freitäglichen Aprilsonne? 2008 erhielt er allein für «Chrigu» den Berner und den Zürcher Filmpreis und 2009 den Preis der Schweizer Filmkritik und den Prix Walo. Weitere Preise für weitere Filme folgten. «Chrigu» liege ihm nach all den Jahren immer noch sehr am Herzen.

Genügsam

Was verbindet den privaten Jan Gassmann mit dem Schweizer Filmregisseur Jan Gassmann? Er lebe sehr intensiv. «Exzessiv im Leben und exzessiv in der Arbeit.» Liebe, Party, Drogen – das alles gehöre irgendwie zum Leben dazu. Das ganze Leben bestehe sicher nicht daraus. «Im Exzess fällt einem nichts zu.» Er inspiriere allenfalls.

Der Schweizer Filmregisseur Jan Gassmann liebt Zürich. Er vermisst hier nur das Meer.
Jan Gassmann liebt Zürich. Er vermisst hier nur das Meer.

Für Gassmann gibt es unterschiedliche Regisseure. «Die einen kreieren alles aus ihrem Kopf.» Er gehöre sicher zu denen, die vieles erleben müssen und es dann filmisch umsetzen.

Wo wir beim Vergleich mit anderen sind: Es gebe Leute, die seien schon aufgrund der Herkunft privilegiert. «Ich habe die Welt eher von der Mitte und von unten gesehen. So hat alles bei mir eher mit Wille und Arbeit zu tun und weniger mit Connections oder so.»

Er habe sich das Leben bereits sehr früh selber finanzieren können. «Als Cutter oder über Nebenjobs.» Er sieht zu den getönten Scheiben des Bistros hinüber, zu dem ein Kino gehört.

«Ich fühle mich sehr frei in dem, was ich mache. Mein Leben ist recht skalierbar. Ich kann mal mehr Geld haben und mal weniger. Ich habe nicht besonders viele Wünsche.» Er brauche wenig zum Leben. «Ich kaufe ab und zu mal eine Schallplatte. Thatʼs it.»

Unabhängig

Hager ist er, fast dünn. Wichtig sei, was man zu sich nehme. «En guete Zmorge und dann einmal eine Mahlzeit am Tag» reiche ihm. Als Student lag ihm Pasta, jetzt seien es eher Kartoffeln in jeglicher Zubereitung, mal Fisch und Salat.

Ist in seinem Leben Platz für Kinder und damit Familie? Ja, bestimmt. Wie sich das halt ergebe.
«Ich habe keinen Lebensplan, der mir sagt: Jetzt bist du 32. Jetzt musst du dich so verhalten.» Es gebe für ihn nicht ein Ziel oder eine Zufriedenheit. Das «Wichtigste auf der Welt» existiere für ihn nicht.

«Das Zwischenmenschliche zählt sehr viel für mich.» Ungekämmt und mit Dreitagebart sitzt er mir vor dem Bistro gegenüber. Ist sein Äusseres der Filter, mit dem er sich Menschen auf Abstand hält, die Kontakte nach dem Aussehen knüpfen?

Er legt beide Hände auf der Tischkante ab. Richtig sei, intensiv zu leben. Den Moment mitzunehmen. «Das Licht macht den Schatten und umgekehrt.» Wenn etwas wichtig sei, dann verschiedene Momente. Und davon wieder die problematischen. Da ist sie wieder. Seine Art, sich zu motivieren. Über alles, was nicht rund ist und nicht rund läuft.

Er reist gerne. Der 32-Jährige war in den USA. In Thailand, dem Senegal und Mexiko und auch ein Jahr in Ecuador, teilweise mit Stipendium. «Mit dem Auftrag, für einen Film zu reisen, ist nochmals sehr viel interessanter, als nur zu relaxen. Du hast sofort Kontakt zu den Leuten.»

In Indien hat er auch gedreht. Und er sei gerne immer wieder in Zürich. «Es gibt hier ein breites Angebot. Und viel Kontrast. Das mag ich sehr gerne an dieser Stadt.»

In Geld sieht er vor allem ein Mittel. «Geld ist okay. Ich beklage mich nicht. Ich kann von den Filmen leben. Das Einzige, was ich in Zürich vermisse, ist das Meer. Sollte ich einmal viel, viel Geld haben, werde ich mir irgendwo in einem Dörfchen eine kleine Wohnung mieten.»

Unabhängig zu sein, sei ein extremes Privileg im Vergleich zu anderen. «Es ist aber nicht geschenkt. Filme machen ist nicht wie eine Karriere, in der alles immer grösser wird. Oft gibt es einen Bruch.»

Vier Jahre an einem Projekt zu arbeiten, und dann komme es nicht zustande – das sei möglich.
Was macht er dagegen? Zurzeit arbeite er an zwei bis drei Projekten gleichzeitig. Komme eines nicht zustande, so greife er auf ein anderes zurück. Und werden alle realisiert? Er lacht. «Ich habe dann auf einmal sehr, sehr viel zu tun.»

«Europe, she loves» im Herbst in den Kinos

Tastet er sich nach mehreren Filmen mit sozialem Hintergrund an einen Kassenknüller heran? «Europe, she loves» spielt in verschiedenen europäischen Ländern. Und es dreht sich um Beziehungen.

Jan Gassmann bleibt bescheiden und skeptisch. Der Film ist eher melancholisch. «Es gibt keine Formel.» Viele machten den Film, der die Massen bediene. Und scheitern. Auch die Amerikaner hätten die todsichere Formel nicht. Viele Schweizer Filme schafften es nicht, das Geld einzuspielen, das sie gekostet hätten.

Fazit? «Ich erzähle im Film erst einmal das, was mich interessiert.» Erfolg dürfe nicht die primäre Motivation sein. «Steckt die falsche Motivation hinter einem Ziel, kommt der Erfolg nicht.»

Sein filmisches Erbe kümmere ihn wenig. Sicher sei es ein Nebeneffekt, dass seine Filme Momentaufnahmen ihrer Zeit seien. «Und im besten Fall langsam altern.» Er wiederholt: «Viel wichtiger ist mir, was ich im zwischenmenschlichen Bereich, in der Familie, den Beziehungen und mit Freunden hinterlassen kann.»

Die Ideen für seine Filme kommen ihm spontan. «Europe, she loves» fiel ihm unter der Dusche ein. «Ein Film mit viel Risiko.» Sie fuhren im Team 20 000 Kilometer durch Europa. Niemand wusste, ob der VW-Bus das durchhalte. Ob sie genügend Pärchen für die Dokumentation finden würden.

Ja, den Führerschein habe er. Und der VW-Bus sei der Firmenwagen für alle. Mit Julia Tal und Lisa Blatter hat er 2012 die Produktionsfirma 2:1 Film gegründet.
Spricht, nimmt sein Skateboard und surft die Strasse hinunter.

Dieser Artikel wurde am 15.06.2016 auf https://derarbeitsmarkt.ch veröffentlicht.

Die Liste aller dort veröffentlichten Artikel finden Sie hier:
https://johntext.info/worte-bewegen-die-welt/

Händler mit Passion

TEXT: Hans-Jürgen John
Video: Nana do Carmo, Hans-Jürgen John

Händler mit Passion

 
Kurt Müller, 65, startete als Maschinenmechaniker. Beruflich glücklich ist er als selbständiger Antiquitätenhändler mit eigenem Verkaufsladen in Zürich. Schon als kleiner Bub entdeckte er in sich die Leidenschaft für Möbel mit Geschichte.

«Günstig einkaufen und günstig verkaufen» ist das Motto des gebürtigen Zürcher Oberländers Kurt Müller. Meist ersteht der Antiquitätenhändler ganze Wohnungseinrichtungen aus Nachlässen. «Das Gute» stellt er in seinem Laden in Zürich Wiedikon aus. Gefragt sind aktuell Möbel aus den Jahren 1850 bis 1920. Das meiste andere wandert in sein Lager. Und bleibt dort, bis es wieder in Mode kommt. Mit seinen Geschichten über Sammlerobjekte und andere Schätze, die er entdeckt hat, könnte der 65-Jährige ein Buch füllen.

Aufgeregt erzählt er etwa von der Barbie-Puppe in Originalverpackung, die aus einer Wohnungsauflösung stammt und die er für über 2800 Franken verkauft hat. Die Geschichte vom berühmten Mann aus Zürich, der verstirbt und seiner italienischen Haushälterin alles vermacht, werde er nie vergessen. Über Monate hinweg geht er immer wieder dort vorbei und kauft der Erbin etliche Stücke ab, «wenn ich wieder etwas Geld im Sack hatte».

 
Dieser Artikel wurde am 20.04.2016 auf derarbeitsmarkt.ch veröffentlicht.

Arbeit ist auch Leben

TEXT: Hans-Jürgen John
FOTOS: Nana do Carmo

Arbeit ist auch Leben

Regula Zellweger unterstützt Stellensuchende als Buchautorin und Berufsberaterin
Regula Zellweger unterstützt Stellensuchende als Buchautorin und Berufsberaterin.

Regula Zellweger, 63, lebt ihre Mission: Sie ist glücklich, wenn sie Inhalte so vermitteln kann, dass es andere und sie selbst vorwärtsbringt. Die Laufbahnberaterin aus Obfelden (ZH) geht Hürden lösungsorientiert an.

Frau Zellweger, Sie haben eine bunte Laufbahn und einen interessanten Jobmix: Primarlehrerin, Bibliothekarin, Psychologin, Berufs- und Laufbahnberaterin, Buchautorin, Chefredaktorin, Journalistin, Seminarleiterin, und Sie sind auch Mutter dreier Kinder. Sind Sie eine Titeljägerin?
Nein, ich bin Überlebenskünstlerin. (Lacht.) Ich bin vielseitig interessiert und lebe das auch.
 

Welche Tätigkeiten üben Sie aktiv aus?
Als Chefredaktorin, Kursleiterin und selbständige Laufbahnberaterin bin ich im Moment aktiv. Ich arbeite an einer Broschüre zum Thema Weiterbildung und an einem Berufsinformationsmittel zu Textilberufen. Ich berate gerne. Die Arbeit als Chefredaktorin des Monatsmagazins «active live» macht riesig Spass. Ich bin als Lokaljournalistin unterwegs, leite Kurse, schreibe gerne Blogs und Bücher und vernetze mich fleissig.

«Was ist mein Ding?»  

Regula Zellweger

Sind mehrere Berufe nötig, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können?
Das kommt darauf an. Man darf sich nicht verzetteln. Ich habe eine klare Linie und lebe meine berufliche Mission in vielen Facetten. Sie heisst: «Ich bin glücklich, wenn ich Inhalte so vermittle, dass es andere und mich vorwärtsbringt.» Alle meine bisherigen beruflichen Tätigkeiten entsprechen meinem roten Faden durchs Berufsleben. Ich empfehle jedem, seine eigene berufliche Mission in einem Satz zu formulieren: «Was ist mein Ding?»

Wir spielen das Leben vierhändig, mein Schicksal und ich.

Regula Zellweger

Wie gehen Sie vor, wenn Sie etwas erreichen möchten?
Ich entscheide mich dafür und erlaube mir, es auszuprobieren. Zielanpassungen sind immer mal wieder nötig. Statt hundertmal mit dem Kopf durch die Wand suche ich neue, kreative Lösungen. Wir spielen das Leben vierhändig, mein Schicksal und ich. Wenn ich ein Ziel zu erreichen versuche, kommen mir manchmal die anderen zwei Hände in die Quere. Ich muss mir keinen Kopf machen, wenn etwas nicht klappt. Ich bin nicht allmächtig, sondern Teil verschiedenster Systeme.
 

Ich packe Gelegenheiten und handle.

Regula Zellweger

Wo setzen Sie Ihre Strategie an?
Ich packe Gelegenheiten und handle. Frechmutig. Im Griechischen gibt es die Begriffe Kairos und Chronos für Zeit. Chronos ist die messbare Zeit, Kairos der richtige Moment. Kairos ist in der griechischen Mythologie als Jüngling mit Flügeln und einer langen Locke vor dem Gesicht dargestellt. Man sagt, dass Menschen, die erfolgreich sind, immer wieder Kairos, die gute Gelegenheit, beim Schopf packen.
 

Das tönt alles sehr selbstbestimmt. Da sind aber auch äussere Einflüsse, die einen Strich durch die Rechnung machen können.
Es ist nicht alles machbar. Beispielsweise wenn jemand aus finanziellen Gründen keinen Zugang zu einer gewünschten Weiterbildung hat, nützt alle Zielsetzung wenig. Denken Sie an alleinerziehende Mütter. Ein Hochschulstudium finanzieren liegt da oft nicht drin. Bildungsgutscheine, die am Anfang des Lebens ausgegeben werden, würden vielleicht zur Chancengleichheit beitragen.
 

Wenn Sie sich für einen Job bewerben, kommen Sie sofort ins Vorstellungsgespräch?
Irgendwie finden mich meine Jobs. Klar, die Bewerbungsunterlagen müssen perfekt sein. Aber Kontakte, die bei mir zu Mandaten oder Teilzeitjobs führten, kamen durch Vernetzen zustande. Über 50-Jährige haben selten mit einer Reaktion auf ein Stelleninserat Erfolg. Sie müssen die Hintertür über das persönliche Netzwerk finden. Und sich in der Branche einen guten Namen machen.
 

Was raten Sie Menschen, bei denen es mit der Jobsuche nicht klappt?
Sie sollen ihre beruflichen Ziele genau definieren und ihre Arbeitsmarktfähigkeit und den Arbeitsmarkt überprüfen; sich gut über einen potenziellen Arbeitgeber informieren und das Vorstellungsgespräch üben, damit sie sich sympathisch und kompetent verkaufen können. Und Kontakte zu Menschen knüpfen, um sie für die eigene Positionierung ins Boot zu holen. Es gilt aber auch, realistisch zu bleiben. Und allenfalls kreativ eine Nische zu finden.

Schaffen Sie sich möglichst viele Landeplätze fürs Glück.

Regula Zellweger

Das tönt gar nicht so schwierig. Trotzdem ist bei vielen, die keine Stelle haben, irgendwann die Luft draussen.
Das ist sehr verständlich! Aber schaffen Sie sich möglichst viele Landeplätze fürs Glück, für Kairos, das ist mein Rat. Sie können das Glück nicht zwingen oder produzieren. Aber Sie können ihm Chancen geben, indem Sie sich stetig weiterbilden, sich vernetzen und lustvoll an die Sache herangehen. Wer Freude an der Arbeit hat und sich mit Begeisterung engagiert, lässt das andere mit einer positiven Ausstrahlung spüren. Bekanntlich läuft der grössere Teil der Kommunikation über die Körpersprache. Ganz wichtig: nie jammern. Lieber: «Wow, das schaffe ich. Ich kann das und das bieten und bin riesig gespannt, wie ich meine Fähigkeiten einbringen kann.» Akquirieren – oder eine Stelle suchen – ist wie säen: Man wirft viele Samen auf guten Boden aus – und weiss, dass nur ein Teil wirklich wurzeln und wachsen wird. Leider ist im Voraus nicht klar, welcher Teil das ist.

«Ich versuche, positiv durchs Leben zu gehen.»
«Ich versuche, positiv durchs Leben zu gehen.»


 Wie würden Sie vorgehen, wenn ich zu Ihnen in die Berufsberatung käme?
Wir würden mit Ihrem Lebenslauf beginnen und schauen, was Sie beruflich bieten und welche Fähigkeiten Sie haben. Sie machen Tests und verschaffen sich mit Fragebogen und im Gespräch mit mir Klarheit über sich selbst: Was sind Ihre Werte und Ihre Wünsche? Wie schätzen Sie Ihre Kompetenzen ein? Wichtig dabei ist es, realistisch zu bleiben und letztlich ein konkretes Ziel zu formulieren. Es gilt, sich zudem Lösungen B und C auszuarbeiten.

Weiterbildung liegt in der eigenen Verantwortung.

Regula Zellweger

Ist Weiterbildung der goldene Schlüssel, der jede Tür zum Traumjob öffnet?
Allzu spezialisiert zu sein, kann auch ein Problem sein und ins berufliche Abseits führen. Weiterbildung liegt in der eigenen Verantwortung. Wenn in einem Lebenslauf ein Abschluss nachgewiesen wird, zeigt das: «Ich will lernen und mich weiterentwickeln.» Allenfalls ist es von Vorteil, auch Projekte zu dokumentieren. Ein Unternehmer will vielleicht lieber einen Bauingenieur, der in China ein Staudammprojekt geleitet hat, als einen Bauingenieur, der unzählige Weiterbildungen besuchte.

Die Arbeit kann das Leben farbig machen. Arbeit ist ein prägender Teil unserer Identität.

Regula Zellweger

Apropos goldener Schlüssel: Haben Sie Tipps zur Motivation, die alle anwenden können?
Tipps genügen nicht. Oft fehlen meinen Klienten das Selbstvertrauen, das Selbstwertgefühl, der Mut; oder die fehlende Motivation hat mit der Grundeinstellung zu tun. Da helfe ich wenig, wenn ich aussen, am Verhalten, feile. Die Ursachen liegen tiefer. Kann mein Klient auf der Ebene der Einstellung oder des Selbstverständnisses etwas verändern, ändert sich viel. Ein Klient antwortete beispielsweise auf die Frage, was für ihn Arbeit sei: «Notwendiges Übel.» Mit der Begründung, er demotiviere andere, wurde er entlassen. Kein Wunder! Die Arbeit kann das Leben farbig machen. Arbeit ist ein prägender Teil unserer Identität. Wenn mich in der Schweiz jemand fragt: «Was bist du?», sage ich nicht «glücklich», sondern «Psychologin» oder «Lehrerin».
 

Was möchten Sie privat und beruflich erleben?
Mein Mass für Erfolg ist ausschliesslich individuelle Zufriedenheit. Und dass ich mich weiterentwickle. Neugierig zu bleiben, ist sehr essenziell. Ich weiss, ich werde noch ganz vielen interessanten Menschen begegnen. Das Wichtigste in meinem Leben ist und bleibt meine Familie.
 

Mit welcher Aussage werden Sie oft von Ratsuchenden konfrontiert?
Viel Respekt habe ich vor Menschen, die sagen: «Sie haben gut reden. Sie haben alles erreicht. Aber mir fällt es nicht so leicht.» Häufig gibt es einen guten Grund, dass Menschen so empfinden; es gibt keine Chancengleichheit. Ich antworte dann: «Ich versuche, positiv durchs Leben zu gehen.» Auch in einer schwierigen Situation bleibe ich dran. (Zeigt auf ein Poster an der Wand.) «Hinfallen, aufstehen, Krönchen zurechtrücken und weitergehen.»
 

Weitere Infos und Arbeitsmittel zum herunterladen: rz-laufbahn.ch
 
Arbeitsbücher:

Mit einer neuen Stelle zum Erfolg
Beruflich nochmals durchstarten

Tipps für Bodenhaftung: «Sich vernetzen, sich stetig weiterbilden und Landeplätze fürs Glück schaffen.»
Tipps für Bodenhaftung: «Sich vernetzen, sich stetig weiterbilden und Landeplätze fürs Glück schaffen.»

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