Jeder macht sich Gedanken darüber, wie das werden soll im Alter, später. Wir freuen uns auf die Rente und die Zeit, die wir dann endlich zur Verfügung haben, um all das zu tun, was uns wichtig erscheint und was wir uns vornehmen. Weil uns in jungen Jahren ganz einfach die Zeit dafür fehlt oder der Mut auszubrechen und sie uns zu nehmen.
Ist es dann soweit, denken wir gerne an die Zeiträume davor zurück, als wir beschäftigt waren und kein Raum fürs Grübeln war. Es ist immer so. Uns verlangt danach, was wir gerade nicht haben. Und doch ist in jeder Bilanz jeder Lebenssituation ein Faktor im Rückblick ausschlaggebend. Egal was uns begegnet, welche Fehler wir machen oder vermeiden – die Menschen um uns herum machen uns zu dem, was wir sind. Wir und sie können nicht anders.
Ich habe irgendwo gelesen, jede Staat- und Gesellschaftsform sei nur so viel wert, wie sie mit den Schwächsten und Geringsten ihrer Bürger umgeht. So gesehen haben wir es in der westlichen Welt gut getroffen. Und so gehören zu diesen Schwachen und Bedürftigen vor allem die Alten oder die Kranken, unsere Mütter und Väter und Verwandten.
Vor einigen Jahren sagte mir ein Bekannter über das Alterszentrum inmitten unseres Dorfes: «Wie kann man nur ein Altersheim gleich neben dem Friedhof bauen? Die Menschen dort wollen doch nicht bei jedem Blick aus dem Fenster den Platz sehen, der ihre Bestimmung ist.» Im ersten Moment stimmte ich ihm zu. So wie man aus Höflichkeit zustimmt. Es erschien einleuchtend. Und so wie ich mich nach Jahren an Dinge erinnern kann, kleine Begebenheiten, die passiert sind und eigentlich keine große Bedeutung in meinem Leben haben, so kommt mir diese Bemerkung des Bekannten immer wieder in den Sinn. Und jedes Mal erscheint sie in einem anderen Licht.
Ist es nicht so, dass wir in der Dorfmitte all das haben, was uns wichtig erscheint? Die Kirche ist hier und der Friedhof. Die Post und der Bahnhof. Der Kiosk mit den morgendlichen Zeitungen und die Lotto-Annahmestelle. Die Apotheke liegt nicht weit und die nächsten zwei Wirtshäuser ebenso. Der Friseur und die Metzgerei und die Bäckerei sind in der Nähe. All diese Ansammlungen von Institutionen für das geistige und leibliche Wohl sind mehr oder weniger auf engem Raum beieinander und folglich ist der Grundstückpreis hier höher als am bewaldeten Ortsrand.
Jeder möchte gern hier wohnen, der kurze Wege liebt.
Und genau hier, an diesem Ort der kurzen Wege und höheren Grundstückspreise, genau hier mitten im Leben und mitten in der Gemeinde wurde das Alterszentrum Sunnmatte errichtet. Nein, nicht irgendwo am Ortsrand oder auf der grünen Wiese wie in anderen Gemeinden mitunter üblich wurde das Alterszentrum gebaut, sondern mitten unter uns.
Es zeigt, welch hohen Stellenwert die Seniorinnen und Senioren in dieser Dorfgemeinschaft in Kölliken haben und das ist gut so.
Und der Friedhof nebenan liegt ideal, will man im Sommer mal kurz am Grab der Verwandten die Blümchen giessen.
Hoffentlich kündigt mir mein Bekannter nun nicht die Freundschaft auf, weil ich ihm hier öffentlich widerspreche.
Hans-Jürgen John ist Hans John (@rafaelofirst) auf Twitter und Hans.John.16 auf Facebook. Hans bloggt auf www.johntext.de und www.tage-bau.de